Das Miteinander von Mensch und Maschine in Forschung und Bildung war das Tagungsmotto der diesjährigen Tagung der uns eng verbundenen Fachgesellschaft für Medien in der Wissenschaft. In Kooperation dem Campus Source e. V. organisierte die GMW ihre Konferenz an der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) im beschaulichen Jena. Als organisatorische Besonderheit, und möglicherweise Startschuss in eine Zeit, in der ein solches Angebot möglicherweise „zum guten Ton“ gehören wird, war ein Track der Veranstaltung von vornherein als Online-Track konzipiert. Die Möglichkeit, online teilhaben zu können, erlaubte es auch denjenigen Vorträge beizusteuern, die nicht vor Ort sein konnten.
Der thematische Fokus lag — wie könnte es bei dem oben genannten Motto und in 2023 anders sein — auf der Exploration, Implementierung und (mal mehr mal weniger antizipierten) Folgen der Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) im Hochschulkontext. Ein Blick in das Programm zeigt vielfältige und vielschichtige Auseinandersetzungen mit dem Thema. Zahlreiche Hochschulen erarbeiten Strategien, wie mit der neuen Technologie konstruktiv umgegangen werden kann oder soll. Auf der Jahrestagung der GMW 2023 konnten sich die Vertreter:innen der jeweiligen Hochschule austauschen und gemeinsam über ihre Ansätze nachdenken.
Ebenfalls entwickeln viele Hochschulen Tools wie ChatBots zur Unterstützung definierter Studienphasen und für die Entwicklung von Lehrszenarien oder arbeiten an Workflows, mithilfe von KI bestehende Lehrmaterialien aufzubereiten und zu verbessern. Besonders hervor stach in diesem Zusammenhang die Keynote von Prof. em. Dr. Gerd Kortemeyer (ETH Zürich). Er schilderte, wie an seiner Einrichtung LaTeX-basierte Vorlesungsskripte mit komplexen mathematischen Formeln mit Hilfe der GPT-Modelle in beschreibenden Fließtext umgewandelt werden. Nur so können Screenreader die Formeln fehlerfrei vorlesen und die Barrierefreiheit der Skripte gewährleisten. Solche Einsatzzwecke für KI an Hochschulen scheinen auf den ersten Blick wenig innovativ, doch darin kann sich auch das Potenzial zeigen, das in dieser Technologie schlummert.
Die Eröffnungskeynote hingegen, gehalten von Prof. Dr. Dirk Schmalzried der ausrichtenden EAH Jena, ging auf die massiven Bedenken ein, die insbesondere in der öffentlichen Wahrnehmung rund um das Thema KI vorherrschen. Dennoch schloss die Keynote mit einem positiven Fazit: KI bietet uns Chancen, gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen – da sie in den richtigen Händen unsere Kompetenzen potenzieren kann. Die Diskussion im Anschluss zeigte deutlich, wie verschieden die Perspektiven (aus den unterschiedlichen Disziplinen) auf das Thema KI sein kann und weshalb der Blick über den eigenen Tellerrand hier immer wieder wichtig ist.
Die Stimmung und Atmosphäre auf der GMW war entspannt und familiär. Der reibungslose Ablauf der in diesem Jahr sehr kleinen Konferenz vor Ort sorgte für intensive Gesprächsgelegenheiten, die auf großen Konferenzen in all dem Tumult zwischen Keynotes, Tracks und Workshops allzu oft untergehen. Auch der Online-Track zeichnete sich durch ein offenes und wertschätzendes Miteinander aus. Die knapp 20 Online-Teilnehmenden arbeiten kontinuierlich zusammen, was die Diskussion bereicherte, da es so noch leichter gelang Querbezüge zwischen den verschiedenen Beiträgen zu ziehen und diese weiterzudenken.
Wir freuen uns für die GMW über diese gelungene Tagung und schauen voller Vorfreude auf das kommende Jahr, in dem wir (unter anderen) mit der GMW das Junge Forum für Medien und Hochschulentwicklung (JFMH) an der Uni Vechta ausrichten werden.
Angelika Thielsch & David Lohner
Foto von Sebastian Reuter: Luftaufnahme der Ernst-Abbe-Hochschule Jena.