Vor dem Hintergrund des Anwachsens der Community von professionell in der Hochschuldidaktik tätigen Personen wurde im Sommer 2015 im Auftrag des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd) eine Befragung durchgeführt. Diese erfasste den Stand sowie den Weiterbildungsbedarf dieser Zielgruppe und stellt damit erstmals eine empirische Basis für die Entwicklung geeigneter Unterstützungsmaßnahmen bereit. Die Befragung erfolgte im Schneeballverfahren über die Rezipient*innen des dghd-Newsletters. In die letztendliche Auswertung wurden 301 vollständige Datensätze übernommen, welche quantitativ-statistisch sowie bei Freitextantworten nach einem inhaltsanalytischen Vorgehen ausgewertet wurden.
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich die professionell mit der Entwicklung von Lehrkompetenz Befassten nur selektiv gut auf die Aufgabenübernahme in hochschuldidaktischen Tätigkeiten und in hochschuldidaktischen Themen vorbereitet fühlten. Generell waren aber die Motivation zur und das Interesse an Weiterbildung für hochschuldidaktische Tätigkeitsübernahmen hoch. Bereits bestehende Weiterbildungsangebote wurden und werden intensiv genutzt, jedoch wurden diese Angebote hinsichtlich ihrer Nützlichkeit für die Vielfalt hochschuldidaktischer Aufgabenübernahmen nur teilweise als geeignet eingeschätzt. Entwicklungspotenzial für zukünftige Angebote lässt sich vor allem im Bereich Vermittlung von Wissen und Kompetenzen über das spezifische System Hochschule und die dort geforderten Handlungsstrategien ableiten, beispielweise beim Vertreten hochschuldidaktischen Wissens und hochschuldidaktischer Erkenntnisse in institutionellen Prozessen.
Die Daten geben auch Auskunft über Rahmenbedingungen hochschuldidaktischen Arbeitens: So zeigte sich, dass die Befragten vor allem in genuin hochschuldidaktischen Arbeitsstellen, in Projekten des Qualitätspakts, als freie*r Coach/Trainer*in oder in der Qualitätssicherung einer Hochschule beschäftigt waren. Beschäftigungen in Arbeitsbereichen mit mediendidaktischer Ausrichtung wurden vergleichsweise seltener genannt. Die in diesen Beschäftigungsverhältnissen übernommenen Tätigkeiten bezogen sich überwiegend auf hochschuldidaktische Kernaufgaben wie das Abhalten von Workshops oder hochschuldidaktische Beratungen; jedoch waren auch andere, eher auf die Organisationsentwicklung ausgerichtete Tätigkeiten wie die Expertisebereitstellung in Gremien oder die Evaluation und Qualitätsentwicklung vertreten, ebenso hochschuldidaktische Forschung. Hinsichtlich der beruflichen Hintergründe zeigten die Daten eine Dominanz der Herkunft der Befragten aus den erziehungs- und sprachwissenschaftlichen, gefolgt von den naturwissenschaftlichen Fächern. Andere Fächergruppen waren jedoch mit kleineren Prozentanteilen ebenfalls vertreten. Etwa die Hälfte der Befragten verfügten zudem über eine abgeschlossene Promotion.
Insgesamt werfen die Ergebnisse ein deskriptives Schlaglicht auf den Stand der Aus- und Weiterbildung hochschuldidaktisch Tätiger und bieten Ansatzpunkte für die Entwicklung von Vorschlägen zur systematischen Qualifizierung dieser neuen Berufsgruppe sowie für weiterführende Analysen.
Von Antonia Scholkmann & Katrin Stolz
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